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Channel: Werte – Marco Teschner
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Jeder macht seins – von bösen Chefs und bösen Mitarbeitern

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Jeder macht seins | © BillionPhotos.com - Fotolia

Ist die Seite der Führung und die der Mitarbeiter so scharf abgegrenzt, wie ich in letzter Zeit in anderen Blogs, Fachmagazinen und Gesprächen mit anderen bemerke? "Die da oben" und das Personal - Schrecklich pauschalisierend und vor allem überhaupt nicht mehr zeitgemäß.

Nur so mal wahrgenommen

Sicher, es gibt noch Chefs, die cholerisch austicken, andere fertig machen. Es gibt auch die Narzissten, die andere soweit in den Boden drücken, bis ihre eigene Wahrnehmung ihrer Größe aus ihrer Sicht angemessen ist. Da reden Experten dann von Psychopathen in Nadelstreifen. Sind denn alle verrückt geworden? Oder muss es immer das Abwerten des anderen sein? Ich bin der Meinung, dass es in den Medien kaum noch Grauzonen gibt. Nur noch schwarz und weiß. Warum das so ist, kann ich mir nur so erklären, dass die beiden Seiten voneinander kaum noch etwas wissen. Und ganz ehrlich, so richtig Mühe geben sich beide Parteien nicht gerade.

Wo Schatten ist, ist auch Licht

Das es anders gehen kann, zeigen positive Beispiele. Ich kenne so einige mittelständische Firmen, in denen das Oben und Unten nicht gelebt wird. Da heißt der Chef noch Chef und das ganz im Vertrauen darauf, dass der Chef als Support, Administrator dem ausführenden Teil des Teams - die Mitarbeiter - unterstützt und den Rahmen so bereitet, wie es nötig ist, das optimale Ergebnis herauszuholen. Mitarbeiter werden als Kollegen oder als Teil des Teams genannt und vorgestellt. Ist das Wertschätzung? Viele würden wahrscheinlich jetzt rufen: Ja klar! Ich sage, es ist normal. Nicht weil es der Anstand gebietet, sondern weil jeder seinen Platz im Gefüge der Firma kennt. Da muss sich niemand etwas beweisen. Den anderen schon gleich gar nicht.

Die dunkle Seite der Macht

Und nun kommt auch noch der Fachkräftemangel, die Generation Y und noch viel schlimmer: Das Ausaltern der Belegschaft. Und nun? Panik schieben oder was? Wer ein gutes Standing hat und die Mitarbeiter für sich ruhigen Gewissens werben lassen kann, hat jetzt weniger Stress und wird vielleicht sogar wirtschaftlich mehr Erfolg auf dem Jahresabschluss ausweisen, als der Unternehmer, der ständig an sein Personal rummäkelt. Mir hat mal vor vielen Jahren jemand gesagt: "Wer immer nur Peanuts verteilt, wird irgendwann nur noch von Affen umgeben sein." Ich übertrage das mal in die neue Zeit heute: Wer immer nur Tadel austeilt, wenig bezahlt und mehr auf Verschleiß fordert, wird irgendwann keinen leistungsbereiten und -fähigen Mitarbeiter mehr haben, der die Tadel in Empfang nimmt und die Arbeit mehr schlecht als recht leistet. Sieht dann etwa so aus, dass in einschlägigen Stellenbörsen mit großer Regelmäßigkeit Stellen mit gleichem Profil ausgeschrieben werden. Der potenzielle Bewerber wird sich die Frage stellen, warum in so kurzen Abständen die Stellen ausgeschrieben werden. Vielleicht googelt er dann auch noch und gelangt auf Arbeitgeberbewertungsportale und dann sind alle Messen gesungen, wenn dann auch noch von einer Bewerbung abgeraten wird. Schade, die Chance kommt nie wieder. Aber macht nichts, es gibt ja noch ausreichend Arbeitsuchende. Wirklich? Fachlich passen alle auf die ausgeschriebene Stelle? Von den Softskills rede ich besser erst gar nicht, die spielen in diesen Unternehmen ohnehin eine untergeordnete bis gar keine Rolle. Das war nun meine verbale Schelte an die bösen bösen Arbeitgeber, die immer alle armen armen Arbeitnehmer ausbeuten, bis kein Tropfen Blut mehr kommt. Die Zitrusfrucht wird bis aufs Weiße in der Schale ausgepresst.

Die andere Seite der dunklen Macht

Und die Arbeitnehmer? Wie sieht es bei denen aus? Da wird vom Alten gesprochen, die böse Chefin oder sonst für teilweise üble Worte, die mit Menschen assoziiert werden können. Machen wir uns nichts vor, wir alle müssen unsere Brötchen verdienen. Und jeder Arbeitnehmer hat freiwillig seinen Arbeitsvertrag unterschrieben. Auch wenn bei dem einen oder anderen das Jobcenter unter Androhung von Sanktionen nachgeholfen hat. Nun kann nicht jeder etwas dafür, dass sich die Zeiten ändern und der Ton auf Arbeit immer rauher geworden ist. "Früher wurde man noch vom Chef gegrüßt." oder "Weihnachts- und Urlaubsgeld gibt's bei uns schon seit Jahren nicht mehr, dafür aber unbezahlte Überstunden in Hülle und Fülle." Woran liegt das? Wird der Chef oder die Chefin freundlich gegrüßt? Ich hatte mal Chefs, die haben irgendwie immer den morgentlichen Gruß "vergessen". Nach dreimaligem persönlichen Händereichen, war der Gruß ein Ritual der persönlichen Aufmerksamkeit: Blickkontakt und Händeschütteln. Auch wenn es nicht immer den Anschein hat, dass das Mitdenken an der Garderobe abzugeben ist, empfehle ich, es einmal auszuprobieren, nicht an den Haken zu hängen. Soll heißen, durchaus auch mal nein sagen und eine Alternative aufzeigen. Denn darüber dürfen wir uns im Klaren sein, wenn der Chef immer nur hört, warum was nicht geht oder überhaupt nicht geht, ohne dass ein Grund genannt wird, nervt schon total oder etwa nicht? Wer Kinder hat, weiß, von von ich spreche. Da gibt es eine ganz bestimmte Phase, in der "Nein!" tagesbestimmend ist. Wer es noch nicht weiß, es gibt neben Mobbing unter Kollegen auch noch Bossing - das dürfte schon weithin bekannt sein - und es gibt auch Staffing. Staffing? Ja, da mobben die Angestellten ihre Chefs. Eine der übelsten Symptome unserer Zeit ist, dass wir an fast allen Ecken auf Mobbing aller Art stoßen. Da werden Polizisten angepöbelt, wenn eine Ansage gemacht wird, der Finanzbeamte wird angeraunzt, weil der ja schließlich von unseren sauerverdienten Steuergeldern lebt. Die Ausgeburt an Hass kommt dann im Einzelhandel zum Tragen: "Wenn ich schon auf Arbeit nichts zu melden habe und ständig einen Buckel für mein Schmerzensgeld (Anmerkung: Gemeint ist damit der Lohn) machen muss, brauche mich mir nichts mehr bieten zu lassen und teile aus." Wie krank ist das denn? Was kann der andere dafür, dass Sie so gefrustet sind? Dieses Verhalten zieht sich wie ein roter Faden durch alle Lebensbereiche und wird mit gepflegter Regelmäßigkeit auf Arbeit wiederbelebt und immer schön aufrecht gehalten.

Der Weg zur hellen Seite der Macht

War das in den achtziger und neunziger Jahren auch so extrem? Und warum bringt uns der technische Fortschritt keine Erleichterungen? Ich meine, wir haben Internet, Cloud, Smartphone und sind ständig und überall erreichbar. Statt man dann frei seinen Arbeitsalltag gestalten kann, kommen manche Unternehmen auf Regelungen, die aus Zeiten der Stechuhr herkommen und die Mitarbeiter weit über das Maß hinaus für das Unternehmen in Anspruch nehmen. Und die Mitarbeiter machen das mit! Unglaublich, aber wahr, weil dann die Aussage kommt: "Das ist überall so, das Leben ist kein Wunschkonzert." Und umgekehrt ist die Melodie nicht wohlklingender. Wenn dann die Mittagspause nicht 30 Minuten, sondern 2 Stunden dauert oder einfach eine Arbeit liegen bleibt - Dienst nach Vorschrift wird das dann genannt - verschlägt es mir die Sprache. Und das will bei mir schon etwas heißen. Dienst nach Vorschrift wäre ja ein zufriedenstellendes Arbeitsergebnis. Denn die Vorschrift sagt nicht aus, dass Arbeiten unerledigt bleiben. Und so deutlich werden die Fronten zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gepflegt und gehegt. Noch etwas Zeit und diese Philosophie hat sich überholt. Glauben Sie mir, gerade die Zahlen sprechen für sich: Wenn alle zufrieden ihrer Arbeit nachgehen, weil sie darin Sinn erkennen, Fehlerkultur als Lernquelle gelebt wird und jeder voneinander weiß, dass ohne Chef der Laden genauso schlecht existieren kann wie ohne Mitarbeiter, gäb es "innere Kündigung", "Burnout", "Streik" und "Mobbing" nur noch in Onlinelexika zu lesen.

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